Nudges, Recht und Politik: Institutionelle Implikationen.

Nudges, Recht und Politik: Institutionelle Implikationen.

Lepenies, Robert & Malecka, Magdalena. 2016. “Nudges, Recht und Politik: Institutionelle Implikationen” Zeitschrift Für Praktische Philosophie, 3(1), 487–530. Special Issue on the Ethics of Choice Architecture (Johannes Drerup & Aaron Voloj Dessauer eds.)
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Abstract: In diesem Beitrag argumentieren wir, dass eine umfassende Implementierung sogenannter Nudges weitreichende Auswirkungen für rechtliche und politische Institutionen hat. Die wissenschaftliche Diskussion zu Nudges ist derzeit hauptsächlich von philosophischen Theorien geprägt, die im Kern einen individualistischen Ansatz vertreten. Unsere Analyse bezieht sich auf die Art und Weise, in der sich Anhänger des Nudging neuster Erkenntnisse aus den Verhaltenswissenschaften bedienen – immer in der Absicht, diese für effektives Regieren einzusetzen. Wir unterstreichen, dass die meisten Nudges, die derzeit entweder diskutiert werden oder bereits implementiert sind, nicht Teil eines Rechtssystems sind und keinen normativen Charakter haben. Dazu unterscheiden wir zwischen zwei Idealtypen, um menschliches Verhalten zu beeinflussen, die wir als normativ bzw. instrumentell bezeichnen. Diese Idealtypen stehen für verschiedene Weisen, in denen öffentliche Regeln strukturiert werden können; sie erlauben uns, die institutionellen Implikationen von Nudges zu verstehen und zu bewerten. Hier betonen wir den Wert des Rechts als Absicherung gegenüber den möglichen schädlichen Konsequenzen von in der Politik und Regierungsführung eingesetzten Nudges. Unser Beitrag schließt mit Reaktionen auf einige Einwände, die unsere Vorschläge bereits erhalten haben.

Schlagwörter: Libertärer Paternalismus, Nudge, Gesetz, Politik, Demokratie

English version:
Nudging, Law and Politic: Institutional Implications
In this article we argue that a comprehensive implementation of the so called nudges has extensive consequences for legal and political institutions. The scientific discussion of nudges is currently mainly shaped by philosophical theories which essentially follow an individualistic approach. Our analysis is about the way in which supporters of nudging use the newest insights from behavioural sciences to use them for effective governance. We emphasise that most of the nudges which are currently either discussed or already implemented, are not part of a legal system and have no normative character. For this purpose we distinguish between two ideal types to influence human behaviour, which we label as normative and instrumental. These ideal types stand for different ways in which public rules can be structured. They allow us to understand and evaluate the institutional implications of nudges. Here we emphasise the value of law as safeguard against potentially damaging consequences of nudges used in politics and the government. Our article concludes with reactions to some objections our suggestions have already received.
Key words: Libertarian Paternalism, Nudge, Law, Politics, Democracy

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